
Mess- und Prüfroutine für drallfrei geschliffene Innenringe
Klare Strukturen machen das Leben leichter. Im Durcheinander sucht das menschliche Auge wiederkehrende Muster, um sich zu orientieren, und bevorzugt eine klare parallele Linienführung. Beim drallfreien Schliff von Wälzlager-Innenringen ist das genaue Gegenteil das Ziel. Hier gilt es zwar, eine gleichmäßige Oberfläche zu erzeugen, diese sollte jedoch zufällig bzw. aleatorisch verteilte Schleifriefen aufweisen (siehe Bild 1). Die Riefen orientieren sich im Mittel in Umfangsrichtung des Innenrings. Sie sind so gestaltet, dass sie keine Vorzugsrichtung für Flüssigkeitsströme bieten, was wiederum die Drallfreiheit sicherstellt.
Zur Herstellung drallfreier Innenringe wird das Einstichschleifen (EGS-Schleifen) eingesetzt. „Diese Methode ist im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren, wie dem Spitzenlosschleifen, zwar aufwändiger und zeitintensiver, bietet jedoch erheblich stabilere und sicherere Ergebnisse“, erläutert Maher Chaouch, Anwendungsingenieur bei Findling Wälzlager. „Das EGS-Schleifen gewährleistet, dass die Innenringe besonders glatte Oberflächen ohne bevorzugte Riefenstruktur aufweisen, was wiederum das Risiko von Schmiermittel-Leckagen minimiert.“
Ein wichtiger Aspekt beim Thema Drallfreiheit ist zudem die präzise Handhabung der Innenringe nach der Fertigung. Denn: Ein unsachgemäßes Handling während des Transports oder der Montage kann die drallfreie Oberfläche durch Kratzer oder Dellen beeinträchtigen und damit alle Mühe bei der Herstellung zunichte machen.
Messmethoden zur Überprüfung der Drallfreiheit
Die Überprüfung der Drallfreiheit von Wälzlager-Innenringe ist eine unverzichtbare Komponente bei der Qualitätssicherung. Dabei ist es sinnvoll, sich am aktuellen Stand der (Mess-)Technik zu orientieren. So ist beispielsweise die traditionelle Fadenmethode heute nicht mehr zeitgemäß und kommt deshalb kaum noch zum Einsatz. Sie wird als ungenau und schwer standardisierbar eingestuft, da es keine allgemein genormten Spezifikationen für die Durchführung gibt.
Mit der Drallmessung (Makrodrall) nach der Daimler-Norm MBN 31007-7 setzt Findling Wälzlager auf die neueste und aussagekräftigste Methode. Diese wird mithilfe einer taktilen Form-, Lage- und Rauheitsmessmaschine in Verbindung mit seiner zugehörigen Messsoftware durchgeführt, wie es das Modell MMQ 200 der Firma Mahr ermöglicht und exakte Ergebnisse in der Vermessung von Rundlauf, Drallwinkel, Dralltiefe und Gängigkeit liefert. Prüfparameter sowie Geräteeinstellungen zeigt bespielhaft Tabelle 1. Die zur Auswahl stehenden Messmethoden 1 und 2 zur Makrodrallmessung sind in Bild 2 visualisiert.
Merkmal | Wert |
---|---|
Messsystem | Bezugsebenensystem |
Taststrecke lt | 2,8 – 4,8 mm |
Auswertlänge le | 2 – 4 mm (≥ 5 x DP = 0,4 mm) |
Nennspitzenradius | 5 µm |
Spitzenkegelwinkel | 90 ° |
Grenzwellenlänge lS | aus |
Grenzwellenlänge lC (Langwellenfilter) | 0,8 mm |
Periodenlänge DP | ≤ 0,4 mm |
Filter | Gauß DIN EN ISO 16610-21:2013 |
Messgeschwindigkeit | ≤ 0,5 mm/s |
Winkelbereich | 360° oder 36° |
Winkelabstand | 5° oder 0,5° |
Prüfparameter und Grenzwerte
Im Rahmen der Drallmessung (Makrodrall) nach der Daimler-Norm MBN 31007-7 werden folgende Parameter überprüft:
- Rundlaufmessung: Diese ermittelt, ob der Innenring eine gleichmäßige Kreisform aufweist oder es Abweichungen in der Geometrie gibt. Dabei darf die zulässige Rundlaufabweichung gemäß Daimler-Norm MBN 31007-7 maximal 20 µm betragen (Bild 3).
- Drallwinkelmessung: Hier wird überprüft, ob Schleifriefen eine Vorzugsrichtung aufweisen, was für die Drallfreiheit unerwünscht wäre.
- Dralltiefenmessung: Diese Messung erfasst die Tiefe der Schleifriefen, da zu tiefe Riefen die Oberflächenstruktur beeinträchtigen und die Drallfreiheit gefährden können. Bezüglich der Rauheitsanforderungen macht die Norm keine genauen Angaben. Vielmehr werden die Rauheitswerte häufig von den Dichtungsherstellern definiert. Als Erfahrungswerte empfehlen sich Rauheiten im Bereich Rz = 1,0 bis 4,0 μm (Bild 4).
- Gängigkeitstest: Dieser Test stellt sicher, dass der Innenring einwandfrei funktioniert und keine ungewollten Strömungen entstehen, die durch Oberflächenunregelmäßigkeiten verursacht werden könnten.
„Mit der so nachgewiesenen Drallfreiheit der Innenringe bieten wir die Sicherheit einer zuverlässige Abdichtung und einem geringen Verschleiß der Dichtung“ betont Maher Chaouch.
Qualitätssicherung bei Findling Wälzlager
Findling Wälzlager verfügt über ein hochmodernes Qualitätslabor für vielfältige Messaufgaben in der Wälzlagertechnik. Durch den Einsatz neuester Messtechnologien stellt Findling sicher, dass jedes Wälzlager und deren Komponenten den spezifischen Ansprüchen seiner Kunden gerecht wird. Gleichzeitig arbeitet Findling eng mit den Wälzlager-Herstellern und externen Labore zusammen, um die Leistungsfähigkeit der Produkte sicherzustellen.
Fazit
Drallfreie Innenringe sind ein wichtiger Bestandteil für die einwandfreie Funktion sowie für die Langlebigkeit von Wälzlagern und Wälzlagerdichtungen. Das Einstichschleifen als modernes Herstellungsverfahren und die Drallmessung nach der Daimler-Norm MBN 31007-7 garantieren dem Anwender eine hohe Qualität und Sicherheit. Findling Wälzlager setzt auf modernste Technik und ein umfassendes Qualitätsmanagement, um sicherzustellen, dass Innenringe den gewünschten Standards entsprechen. Als erfahrener Technologiepartner bietet Findling seinen Kunden maßgeschneiderte Wälzlager-Lösungen, die den Anforderungen der verschiedensten Branchen und Applikationen gerecht werden.
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