Zylinderrollenlager
Zylinderrollenlager sind Radiallager, welche die zylindrischen Wälzkörper an mindestens einem Ring zwischen zwei festen Borden führen. Der gegenüberliegende Ring ist je nach Typ mit nur einem oder keinem Bord ausgeführt, wodurch das Lager zerlegt werden kann. Dies bringt große Vorteile bei der Montage. Außerdem können beide Lagerringe fest gepasst werden, da der frei bewegliche Ring als Loslager fungiert. Für platzsparende Lagerungen können Lager ohne Innenring verwendet werden (ABEG-Zeichen RNU). Dabei laufen die Wälzkörper direkt auf der gehärteten und geschliffenen Oberfläche der Welle.
Lieferprogramm Zylinderrollenlager
Baureihe | Beschreibung | lieferbar in ABEG® Leistungsklassen | |||
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NU | Loslager Außenring fest, Innenring verschiebbar | ||||
NJ - NJ...+HJ | Stützlager, auch mit Winkelring (HJ) Außenring fest, Innenring einseitig verschiebbar | ||||
NUP | Festlager Außenring fest, Innenring fest mit Axialscheibe fixiert | ||||
N | Loslager Außenring verschiebbar, Innenring fest | ||||
RNU | ohne Innenring | ||||
SL0148 - SL0149 - SL0248 -SL0249 | Fest- und Loslager, zweireihig, vollrollig | ||||
SL1818 - SL1822 -SL1829- SL1830 | Stützlager, einreihig, vollrollig | ||||
SL1850 | Stützlager, zweireihig, vollrollig | ||||
SL0450..-PP - SL04..-PP NNF..-2LS | Seilscheibenlager, vollrollig mit Ringnuten im Außenring | ||||
NCF | Festlager, vollrollig, mit Sicherungsring im Außenring | ||||
NJG | Stützlager, vollrollig, einseitig verschiebbar | ||||
NNCL | Festlager, vollrollig, Sicherungsring im Außenring als Mittelbord | ||||
NNCF | Festlager, vollrollig, Sicherungsring im Außenring als Außenbord | ||||
NNC | Festlager, vollrollig, geteilter Außenring mit beideseitigem Bord | ||||
NNF | Festlager, vollrollig, Außenring mit Mittelbord, Innenring geteilt mit Klemmring, abgedichtet | ||||
LSL | Stützlager mit Scheibenkäfig | ||||
ZSL | Stützlager mit Zwischensücken |
- Axiale und Radiale Belastung
- | Betriebsspiel
- | C - dynamische Tragzahl
- | C₀ - statische Tragzahl
- | Elektroerosion
- | Fa - axiale Belastung
- | False Brinelling
- | Fr - radiale Belastung
- | Lebensdauerberechnung
- | P - dynamisch äquivalente Belastung
- | P₀ - statisch äquivalente Belastung
- | Passungswahl
- | S₀ - statische Tragsicherheit
- | Stillstandsmarkierungen
- | Thermische Bezugsdrehzahl - Thermisch zulässige Betriebsdrehzahl - Grenzdrehzahl
- | Toleranzen der Lagersitze
- | V-Pitting
Technische Informationen
Die Lagerluft im Lager wird durch die Kennzeichen C (C0, C2, C3 ...) gekennzeichnet.
C0/CN: Standardlagerluftklasse. Kennzeichen wird in der Regel weggelassen.
C2: verringerte Lagerluft
C3: höhere Lagerluft als C0/CN
C4: höhere Lagerluft als C3
C5: höhere Lagerluft als C4 - insbesondere bei Hochtemperaturlagern im Einsatz.
Sondertoleranzen nach Kundenspezifikation: CX.Y (oberes Maß X in µm, unteres Maß Y in µm).
Anschlussmaße und Rundlaufgenauigkeit beeinflussen entscheidend die Lebensdauer und die Funktion des Wälzlagers. Die Auswahl der Wellen-, Gehäuse- und der Lagerpassung sind daher grundsätzlich vorab zu prüfen.
Folgende Toleranzklassen sind verfügbar:
- Standardtoleranzen ab Lager lieferbar: P0/PN
- Sondertoleranzen: P6, P5
Käfigarten können je nach Baugröße und Anwendungsart variieren. Wir führen diverse Käfigausführungen aus Stahlblech, Messing und Kunststoffen.
Käfigausführungen | Kennzeichen | Bemerkung |
Stahlblech | J | Kann als Lappenkäfig oder genieteter Käfig ausgeführt werden |
Messingmassiv | M | |
Kunststoff glasfaserverstärkt | TVP, TV, TN | |
Kunststoff als Zwischenstücke | (ohne Kennzeichnung) |
Eine auf die Anwendungsbedingungen präzise abgestimmte Schmierstoffwahl trägt überproportional sowohl im positiven wie im negativen zur Lebensdauer bei. Daher ist eine technisch wie wirtschaftliche Optimierung des Schmierstoffs ein wichtiger Beitrag unserer Anwendungsberatung.
Wesentliche Eigenschaft von Fetten und Ölen ist die zuverlässige mechanische Trennung der Rollkörper von den Laufbahnen. Je nach Anwendungsfall benötigt man spezielle Fette, um diese Funktion zu erreichen. Gerade folgende Eigenschaften wirken sich auf die Funktion aus:
- Anlauf- und Betriebstemperatur
- Drehzahl des Lagers
- externe Umgebungsbedingungen (Feuchtigkeit, Verschmutzung, Dämpfe/Gase ...)
Unsere Anwendungstechnik analysiert gerne Ihre Anwendungsbedingungen und empfiehlt passende Befettungen.
Weitere Infos zu Sonderbefettungen Kontakt zur Anwendungsberatung
Folgende Schmierstoffhersteller werden von uns standardmäßig eingesetzt:
- Kyodo Yushi
- Klüber Lubrication
- Shell
- Lubcon
- Mobil
- Fuchs
Gerne unterbreiten wir Ihnen ein konkretes Angebot für Sonderbearbeitungen, auch mit ganz speziell von Ihnen gewünschten Fetten, Ölen oder Konservierungen.
Ringe
Außen- und Innenringe werden standardmäßig aus 100Cr6 (deutsche Norm), SUJ2 (japanische Norm) oder GCr15 (chinesische Norm) hergestellt.
Käfig
Stahlblechkäfige werden standardmäßig aus DC01A/ST12 gefertigt.
Kunststoffkäfige (Nachsetzzeichen TN, TV,TVP ...) können unterschiedliche Spezifikationen aufweisen, sind meist aber aus Polyamid.
Messingkäfige: sind meist massive Käfigelemente oder werden genietet.
Dichtungen
Standardmäßig sind Dichtungen aus NBR (Acrylnitril-Butadien-Kautschuk) hergestellt. Daraus ergibt sich eine Einsatztemperatur von -30 °C bis +100 °C auch wenn das Fett eine höhere Temperatur zulässt.
Externe Umwelteinflüsse können bei mangelhafter Abdichtung die Laufeigenschaften und damit die Lebensdauer extrem negativ beeinflussen. Daher sind Lager durch Dichtungen zu schützen.
Lager mit beidseitiger Dichtung sind grundsätzlich lebensdauergefettet.
Gleichzeitig verhindern Dichtungen auch das Austreten des Schmierstoffs.
2RS / RS
Schleifende Dichtung mit guter Dichtwirkung gegen grobe und feine Verunreinigungen. Sehr gute Dichtwirkung auch gegen Fettaustritt und damit lange Lebensdauer. Dichtung besteht standardmäßig aus NBR Nitrilkautschuk und hat eine Temperaturbeständigkeit von -40 °C bis +100 °C.
Was man über Zylinderrollenlager wissen sollte
Zylinderrollenlager lassen sich zunächst nach der Art der Lastaufnahme in
unterteilen.
Radial-Zylinderrollenlagern führen die zylindrischen Wälzkörper an mindestens einem Ring zwischen zwei festen Borden. Der gegenüberliegende Ring ist je nach Typ mit nur einem oder ohne Bord ausgeführt, wodurch das Lager zerlegt werden kann.
Die Kategorisierung der Radial-Zylinderrollenlager erfolgt entsprechend der Anzahl und Position der festen Borde sowie der Bordscheiben. Hier einige der häufigsten sogenannten in N-Typen-Klassen:
- NU: 2 Borde am Außenring → Außenring, Rollen und Käfig lassen sich vom Innenring trennen
- N: 2 Borde am Innenring → Innenring, Rollen und Käfig lassen sich vom Außenring trennen
- NJ: 2 Borde am Außenring; 1 Bord am Innenring
- NF: 2 Borde am Innenrinng; 1 Bord am Außenring
- NUP: 2 Borde am Außenring; 1 Bord am Innenring; 1 lose Bordscheibe am Innenring
Für platzsparende Lagerungen können Lager ohne Innenring verwendet werden (RNU). Dabei laufen die Wälzkörper direkt auf der gehärteten und geschliffenen Oberfläche der Welle.
Ein weiteres Merkmal von Radial-Zylinderrollenlagern ist die Anzahl der parallel arbeitenden Zylinderrollen. Dementsprechend unterscheidet man ein-, doppel- und mehrreihige Lagertypen. Axial-Zylinderrollenlager gibt es in ein- und zweireihiger Ausführung.
Eigenschaften und Funktionsweise eines Zylinderrollenlagers
Bei Radial-Zylinderrollenlagern spricht man von Linienkontakt zwischen den Wälzkörpern und der Laufbahn. Aufgrund dieser Eigenschaft sind Radial-Zylinderrollenlager in der Lage, sehr hohe Lasten aufnehmen. Das prädestiniert sie unter anderem für den Einsatz in Windkraftanlagen oder für die Radsatzlagerungen von Schienenfahrzeugen.
Um eine erhöhte Kantenspannung zwischen Zylinderrolle und Laufbahn zu vermeiden, werden die zylindrischen Wälzkörper in der Regel mit einer logarithmischen Profilierung entlang ihrer Längsachse ausgeführt. Die Profilierung hat nicht nur Einfluss auf die maximale Pressung zwischen Zylinderrolle und Laufbahn und auf die Kantenspannung, sondern auch auf die modifizierte Referenzlebensdauer des Wälzlagers nach DIN 26281, sowie auf dessen Kipp- und Senksteifigkeit.
Neben den typischen Wälzlagerkomponenten – Innen- und Außenring, Wälzkörper und Käfig – können beim Zylinderrollenlager zusätzlich Bordscheiben verbaut sein. Diese übernehmen gemeinsam mit den festen Borden am Innen- und Außenring die Führung der Zylinder an einem oder an beiden Ringen. Durch den Einsatz von maximal drei festen Borden kann das Lager zerlegt werden, was große Vorteile bei der Montage bringt. Darüber hinaus können beide Lagerringe fest gepasst werden, da der frei bewegliche Ring als Loslager fungiert. NUP-Lager mit zwei Borden am Außenring, einem festen Bord am Innenring sowie einer losen Bordscheibe empfehlen sich zum Einbau als Festlager. Sind Innen- und Außenring einseitig durch feste Borde oder Bordscheiben fixiert, kann das Lager moderate Axialkräfte in Richtung der Fixierung aufnehmen.
Axial-Zylinderrollenlager bestehen aus Axial-Zylinderrollenkränzen, Gehäusescheiben und Wellenscheiben. Sie sind zur Aufnahme hoher Axialbelastungen und Stoßbelastungen geeignet, dürfen radial jedoch nicht belastet werden. Sie ergeben sehr steife Lagerungen bei geringem axialem Platzbedarf.
Die Leistungsfähigkeit von Zylinderrollenlagern ist von ihrer Bauweise, den eingesetzten Materialien für die einzelnen Komponenten und nicht zuletzt von der Art ihrer Befettung abhängig.
Je nach Betriebsbedingungen und Leistungsanforderungen kommen Wälzkörper aus Stahl oder Keramik zum Einsatz. In universellen Standardanwendungen sind diese in der Regel stahlkäfiggeführt. Bei hohen bis extremen Belastungen empfehlen sich "E"-verstärkte Ausführungen mit bis zu 80 Prozent höherer Lebensdauererwartung. Durch die Kombination aus einer speziellen Kontaktgeometrie und besonders verschleißfestem Wälzlagerstahl eignen sich diese Premium-Produkte für hoch belastete und schnell laufende Wellenlagerungen. Sie zeichnen sich zudem durch geringe Geräuschentwicklung aus.
Wegen der günstigen Abrollverhältnisse und niedrigen Reibung sind Zylinderrollenlager mit Käfig für Applikationen mit hohen Drehzahlbereichen geeignet. Noch höhere Tragzahlen bieten vollrollige, ohne Käfig konstruierte Zylinderrollenlager. Diese hochsteifen und kompakt bauenden Wälzlager finden bei extremen Belastungen wie in Exzenterpressen oder in Laufrollen von Kranen Anwendung. Aufgrund der höheren Reibung in der Kontaktzone der Rollen sind die Drehzahlen vergleichsweise gering.
Als abgedichtete Ausführung sind die Lager bereits auf Lebensdauer vorgefettet und lassen sich besonders schnell und einfach montieren. Damit ist diese Lösung besonders wirtschaftlich.
Mehrreihige Lagerungen bilden die „Königsklasse“ der Zylinderrollenlager. Die parallele Anordnung der Zylinderrollen in einer Baugruppe ermöglicht Platz sparende Konstruktionen bei höchsten Tragzahlen.
Die Wahl des Käfigmaterials wie Stahl, Messing, Polyamid oder PEEK wird ebenso wie die Befettung gemäß den jeweiligen Betriebsbedingungen getroffen. So können Lager der Premium-Klasse mit einem Käfig aus Stahl bei Temperaturen von bis zu + 150 °C eingesetzt werden; höhere Temperaturen lassen sich mit einer speziellen Wärmestabilisierung (Ausführungen S0, S1 oder S2) realisieren.
Übersicht wichtiger Normen für Zylinderollenlagern (Auszug):
Bezeichnung | Norm |
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Wälzlager - Axial-Zylinderrollenlager - Einseitig wirkend | DIN 722 |
Wälzlager - Zylinderrollenlager - Teil 1: Einreihig, mit Käfig, Winkelringe | DIN 5412-1 |
Wälzlager - Zylinderrollenlager - Teil 4: Zweireihig, mit Käfig, erhöhte Genauigkeit | DIN 5412-4 |
Wälzlager - Zylinderrollenlager - Teil 11: Einreihig, mit Käfig, für Schienenfahrzeug-Radsatzlagerungen | DIN 5412-11 |
Wälzlager - Zylinderrollenlager, Winkelringe - Hauptmaße | ISO 246 |
Wälzlager - Einreihige Zylinderrollenlager - Kantenabstände am losen Bordring und an den Außen- und Innenringseiten ohne Borde | ISO 12043 |
Wälzlager - Geräuschprüfung (Körperschallmessung) - Teil 4: Radial-Zylinderrollenlager mit zylindrischer Bohrung und zylindrischer Mantelfläche | DIN ISO 15242-4 |
Dynamische Tragzahlen und nominelle Lebensdauer - Berechnung der modifizierten nominellen Referenz-Lebensdauer für Wälzlager | DIN 26281 |